Ziel dieser Hilfe ist, dass Betroffene Erlebtes verarbeiten und eine psychische Erkrankung gar nicht erst entstehen, beziehungsweise sich nicht verfestigen kann, erklärt der Leitende Oberarzt Dr. Achim Rubel, der die Trauma-Ambulanz am Bezirkskrankenhaus Bayreuth ärztlich verantwortet.
Die Tinte unter dem Vertrag zwischen dem Bezirkskrankenhaus Bayreuth und der Landesbehörde Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS), über das die Trauma-Ambulanz durch das Opferentschädigungsgesetz finanziert wird, ist gerade erst getrocknet. Für Dr. Norbert Kollmer, Präsident des ZBFS, ist es wichtig, dass Trauma-Ambulanzen an psychiatrischen Einrichtungen etabliert werden, sitzen hier doch die Fachleute für solch psychische Notlagen. „Betroffene von Gewalttaten benötigen unmittelbar nach der Tat schnellen und unbürokratischen Zugang zu psychotherapeutischen Leistungen. Hier ist schnelles Handeln angesagt, um psychische Schäden möglichst zu vermeiden oder gering zu halten. Deshalb freuen wir uns sehr, das Bezirkskrankenhaus Bayreuth, mit dem wir bereits seit vielen Jahren als Trauma-Ambulanz für Kinder und Jugendliche vertrauensvoll zusammenarbeiten, auch als Trauma-Ambulanz für Erwachsene zu gewinnen“, so Dr. Kollmer. Katja Bittner, Vorstand der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken, zu denen das Bezirkskrankenhaus Bayreuth gehört, betont die unkomplizierte Verzahnung zwischen den medizinischen Experten der Klinik und der Landesbehörde.
Das Angebot der Trauma-Ambulanz richtet sich an Menschen, die infolge eines rechtswidrigen Angriffs traumatisiert werden könnten. Darunter fällt häusliche Gewalt ebenso wie Überfälle oder tätliche Angriffe. Auch Angehörige von Opfern oder Hinterbliebene haben Anspruch auf Leistungen der Trauma-Ambulanz. „Diesen Menschen schnell helfen zu können ist eine unserer wichtigsten Aufgaben“, verdeutlicht Bezirkstagspräsident Henry Schramm. „Mit der Trauma-Ambulanz am Bezirkskrankenhaus haben wir eine wesentliche Versorgungslücke schließen können.“
Wer Opfer eines rechtswidrigen Angriffs wurde, der nach dem 1. Januar 2021 stattgefunden hat, kann sich in der Trauma-Ambulanz einfach melden. Einer rund zweistündigen Anamnese, bei der zunächst geklärt wird, ob Anspruch auf Leistungen der Ambulanz besteht, folgen in der Regel fünf weitere Sitzungen. Manchmal, sagt Dr. Rubel, reichen diese Sitzungen aus, um den Geschädigten zu helfen. Wenn nicht, würde sich eine weitergehende Behandlung anschließen. Wie sich eine Behandlung in der Trauma-Ambulanz gestaltet, ist individuell verschieden. „Dem einen reicht es vielleicht, sich alles einmal von der Seele zu reden, der andere braucht mehr therapeutische Unterstützung“, so Dr. Rubel. Und auch dann wird der Betroffene nicht alleine gelassen, sondern erhält vor Ort Begleitung für die nächsten Schritte.
Info: Wer von einem rechtswidrigen Angriff betroffen ist, kann sich am Bezirkskrankenhaus Bayreuth in der Trauma-Ambulanz melden:
Psychiatrische Institutsambulanz, Bezirkskrankenhaus Bayreuth
Nordring 2, 95445 Bayreuth
Telefon: 0921 283-5600
Sprechzeiten sind montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr, montags, dienstags und donnerstags von 13.30 bis 16.30 Uhr, mittwochs von 13.30 bis 15.30 Uhr und freitags von 13.30 bis 16 Uhr. Bitte weisen Sie bei der ersten Kontaktaufnahme darauf hin, dass Sie ein Trauma erfahren haben.