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News

So werden Kinder stark fürs Leben

Jede Mama, jeder Papa möchte seinem Kind genau das bieten: eine glückliche Kindheit. Ist das möglich, wenn vielleicht familiäre Krisen entstehen, wie eine Trennung? Oder die finanzielle Sicherheit nicht (mehr) gegeben ist? Was braucht es für eine glückliche Kindheit? Kann man als Eltern etwas für die psychische Gesundheit seiner Kinder tun? Genau diesen Fragen gehen wir im Gespräch mit Dr. med. Stefanie Langer nach. Sie ist Oberärztin in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken.

Frau Langer, Was brauchen Kinder, um psychisch gesund zu bleiben?
Dr. med. Stefanie Langer:
Psychische Erkrankungen können durch ein Zusammenspiel aus biologischen, psychischen und sozialen Faktoren entstehen. Ein störungsübergreifendes Entstehungsmodell ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, was bedeutet, dass zwei wichtige Faktoren zusammenkommen müssen: eine gewisse Vulnerabilität, das heißt die Verwundbarkeit für eine bestimmte Erkrankung und Stressoren. Außerdem ein Stressor. Zur Verwundbarkeit zählen neben der genetischen Veranlagung auch belastende Erfahrungen in der (frühen) Kindheit oder Komplikationen in der Schwangerschaft. Stressoren dagegen sind kritische Ereignisse, die eine psychische Erkrankung auslösen können. Ob ein und das gleiche Ereignis eine psychische Erkrankung auslöst, ist wiederum auch von schützenden Faktoren abhängig. Wir sprechen hier von Resilienz oder psychischer Widerstandsfähigkeit. Die Resilienz wird ganz entscheidend durch ein positives Familienklima mit einem verlässlichen, feinfühligem Erziehungsstil und sozialer Unterstützung gestärkt.


In Familien wird gestritten, geschimpft, es gibt Regeln. Wie schaffe ich trotzdem ein solch positives Klima?
Langer:
Für eine Wohlfühlatmosphäre in der Familie sind von Beginn an Liebe und Einfühlungsvermögen essentiell, um eine sichere Bindung, Vertrauen und ein "wir-Gefühl" zu schaffen. In den ersten Lebensmonaten dürfen und sollten Eltern ihre Kinder verwöhnen, um die wichtigste Grundlage zu lernen: „Ich bin sicher, geborgen und wertvoll.“  Danach benötigen Kinder aber auch Orientierung durch klare Strukturen und Grenzen, dies funktioniert nicht ohne Erziehung. Regeln und festgelegte Grenzen geben Sicherheit, sofern diese konsequent sind und auf dessen Einhaltung geachtet wird. Der Zweijährige mag es zunächst als Einschränkung erleben, dass er an der vielbefahrenen Straße auf dem Weg in die Kita auf dem Gehsteig und an der Hand laufen soll. Erlebt er dies aber konsequent jeden Tag, wird es zur Gewohnheit und nicht mehr als Eingrenzung empfunden. Sinnvolle Regeln erleichtern das Familienleben, gelten für alle Familienmitglieder, müssen aber auch mitwachsen, neuen Lebensumständen angepasst werden und mitunter auch wieder abgeschafft werden. Statt zu schimpfen, was alles nicht gut läuft, sollte das erwünschte Verhalten positiv formuliert und bei Einhaltung verstärkt werden.


Was fördert positive Gefühle?
Langer:
  Gemeinsame positive Erlebnisse. Tägliche Exklusivzeiten, in denen die Aufmerksamkeit voll und ganz auf das Kind gerichtet ist, führt zu Verbundenheit, diese Zeit kann auch nur kurz, muss aber verlässlich sein. Meist sind es kleine Glücksmomente, die unseren Alltag bereichern. Wichtig ist es, sich diese selbst und seinen Kindern bewusst zu machen, zum Beispiel mit einem Glücks-Tagebuch oder einer kurzen abendlichen Reflektion gemeinsam mit dem Kind vor dem Schlafengehen über die schönen Erlebnisse des Tages.


 

Was fördert außerdem emotionale Sicherheit?
Langer:
Auch in der erweiterten Familie und im Freundeskreis ist Bindung wichtig als Grundlage für spätere stabile Beziehungen. Kinder brauchen Orientierungshilfen, also äußere Vorbilder aber auch innere Leitbilder, die ihnen Halt geben und ermöglichen sich selbst zu entwickeln.


Wie sieht ein Zuhause aus, in dem ein Kind aufblühen kann?
Langer:
Neben der schon erwähnten Wohlfühlatmosphäre braucht ein Kind Bedingungen, die es ermöglichen, sich selbst zu entdecken und zu verwirklichen. Kleine Aufgaben mit zu übernehmen und ein wichtiger Teil der Familie zu sein, stärkt das Verantwortungsgefühl. Eltern sollen Neugier und Offenheit fördern und dabei auch loslassen können, damit Kinder sich ausprobieren können und dabei auch mal auf die Nase fallen dürfen.


Was können Eltern konkret tun, um die Psyche der Kinder zu stärken? Und kann ein Kind auch selbst etwas für eine gesunde Psyche tun?
Langer:
Ein stabiles Selbstbewusstsein ist eine wichtige Voraussetzung, um Begabungen und Beziehungen entfalten zu können. Auch hier liegt der Beginn in einer sicheren und stabilen emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind. So lernt schon der Säugling „es wird sich um mich gekümmert, ich bin etwas wert“. Das schon genannte Wir-Gefühl in der Familie vermittelt Sicherheit, in dem jeder mit anpackt, jeder gebraucht wird, dem Kind nicht alle Aufgaben abgenommen werden und kleine Entscheidungen selbst getroffen werden dürfen. Dies alles trägt zur erwähnten psychischen Widerstandsfähigkeit, der Resilienz bei. Aber Resilienz heißt auch, selbst aktiv sein, neugierig sein, sich engagieren, so dass auch sichere Beziehungen außerhalb der Kernfamilie zu Nachbarn, Freunden, Erziehern, Lehrern oder innerhalb eines Vereins aufgebaut werden.


Es gibt aber ja auch in einem Kinderleben schwere Zeiten. Was hilft in solchen Fällen als eine Art erste Hilfe für die Seele?
Langer:
Ein erster und wichtiger Schritt ist, sein Kind in seinen Gefühlen wahr und ernst zu nehmen. Verständnis, Zuwendung und Liebe spenden Trost. Auch oder sogar gerade wenn die Eltern zum Beispiel bei einem Todesfall in der Familie selbst trauern, ist Offenheit und Aufklärung wichtig, sowie das Sprechen über eigene Gefühle und das Nehmen möglicher Schuldgefühle. Unterstützung bieten Beratungsstellen, in denen es zum Beispiel spezielle Trauergruppen für Kinder aber auch Gruppen für Trennungskinder gibt.


Und welchen Fehler sollten Eltern auf keinen Fall bei der Erziehung ihrer Kinder zu psychisch starken Persönlichkeiten machen?
Langer:
Auch in einer erfolgreichen Erziehung läuft nicht immer alles perfekt. Wichtig ist es, die Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen und Fehler einzugestehen. Die Erziehung wird jedoch entspannter und führt zu mehr Zufriedenheit innerhalb der Familie, wenn Eltern den Fokus nicht auf ihre vergangenen Fehler und Schwächen, sondern auf ihre persönlichen Stärken und die ihrer Kinder legen.