So wenig stationär wie nötig, so viel ambulant wie möglich
Immer mehr ambulante Angebote am Bezirkskrankenhaus Bayreuth
Ambulant
Der Patient kommt zu einem Gesprächstermin in die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) und fährt danach wieder nach Hause. Diese Therapieform kann Einzelgespräche und auch Gruppentherapien beinhalten.
Tagesklinisch/Teilstationär
In der Tagesklinik haben die Patienten ein umfassenderes Behandlungsangebot: Gruppensitzungen, Ergotherapie, gemeinsames Essen, Einzelgespräche, Entspannungsverfahren, Kunst- und Musiktherapie, aber auch gemeinsames Eis essen in der Stadt. Von morgens bis nachmittags sind die Patienten in der Tagesklinik, danach gehen sie nach Hause. Ziel der rund acht Wochen dauernden Behandlung ist es, den Alltag zu Hause alleine bewältigen zu können, so dass ambulante Unterstützung ausreicht.
Stationär
Besonders bei schweren Erkrankungen, in akuten Krisensituationen oder wenn eine ambulante/teilstationäre Therapie nicht ausreicht, kann eine stationäre Behandlung sinnvoll sein. In geschützter Umgebung hat der Patient die Möglichkeit, alltägliche Verpflichtungen und Herausforderungen abzugeben und sich ganz auf die psychische Gesundheit zu fokussieren.
Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)
Sie war primär gedacht für „nicht wartezimmerfähige Patienten“. „Hierunter verstand man chronisch kranke Patienten mit erheblichen Beeinträchtigungen, die entweder nicht in der Lage sind, zuverlässig zu Terminen zu erscheinen oder anderweitig einen erhöhten Betreuungsbedarf haben“, erklärt Dr. Achim Rubel. Er ist leitender Oberarzt der PIA am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Mittlerweile hat sich sein Patientenkreis stark erweitert. So kommen Patienten zur Überbrückung oder nachstationären Sicherung des Behandlungserfolges. Zusätzlich spielt es eine immer größere Rolle, dass eine adäquate psychiatrische Versorgung im niedergelassenen Bereich schwer oder nicht erreichbar ist. Außerdem werden in der PIA Auftragsleistungen, wie Testungen, Ergotherapie oder Fachpflege gewährleistet.
FolgendeSprechstunden bietet die PIA an: ADHS-Sprechstunde, Autismus-Sprechstunde, Gedächtnis-Sprechstunde, Notfall-Sprechstunde, Peripartale Sprechstunde, Psychosomatische Sprechstunde, Heilpädagogische Sprechstunde, Stimulationsverfahren
Gruppenangebot der PIA: Rückfallgruppe Alkohol, Achtsamkeitsbasierte Gruppe Sucht, Entspannungsgruppe, Bewegungsgruppe für Frauen, Aktivierungsgruppen, Ergotherapie in der Gruppe, Männergruppe, Drei Borderline-Gruppen, Angstgruppe, ADHS Gruppe
„Zunehmend kontaktieren uns auch Patienten, die vorher kaum psychiatrisch erreichbar waren. Da sie entweder nicht krank genug für eine stationäre Behandlung waren (z.B. ADHS, Asperger Syndrom) oder es sich nicht vorstellen können, sich stationär behandeln zu lassen (z.B. Schwangere oder junge Mütter). Daher haben wir unser Angebot und auch unsere Kompetenzen immer mehr erweitern müssen“, sagt Dr. Rubel. Ausreichen würde es leider dennoch nicht.
Tageskliniken für Erwachsene
„Wenn das ambulante Angebot nicht mehr ausreicht und ein vollstationäres Angebot aufgrund der familiären Situation nicht möglich ist, schließt die Tagesklinik diese Lücke“, sagt PD Dr. med. Maximilian Huhn. Er ist stellvertretender Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und leitender Oberarzt einer von drei Tageskliniken für Erwachsene. 47 Patienten können dort teilstationär behandelt werden.
Das tagesklinische Angebot ist attraktiv: Man ist während der Behandlungsdauer von etwa acht Wochen nicht komplett raus gerissen aus dem sozialen Umfeld. „Man bleibt im familiären Setting, wird aber hier intensiv behandelt, betreut und begleitet“, erklärt Huhn. Neben der Diagnostik und Pharmakotherapie finden psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche statt. Außerdem wird Ergotherapie, kognitives Training, Training für Alltagskompetenzen, Entspannungsverfahren, Akupunktur, Kunst- und Musiktherapie angeboten.
Geeignet ist das teilstationäre Angebot für alle Menschen in seelischen Notlagen. Vor allem sind es Patienten mit Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen und leichten psychotischen Störungen, die in der Tagesklinik behandelt werden können. „Eine Grenze müssen wir dennoch ziehen. Suchterkrankungen oder sehr starke und massiv beeinträchtigende Wahnvorstellungen können nicht tagesklinisch behandelt werden“, sagt Dr. Huhn.
Tagesklinik der Gerontopsychiatrie
Angst vor dem Alleinsein, Depressionen – psychische Erkrankungen ereilen ebenso auch ältere Menschen. Seit Juni 2024 gibt es neben den stationären Angeboten der Gerontopsychiatrie auch eine Ambulanz. „Dieses Angebot ist wichtig, damit die Patienten zeitnah behandelt werden können, bevor sich das Krankheitsbild verschlechtert oder gar chronifiziert. So können Patienten bereits im Anfangsstadium einer psychischen Erkrankung zielgerichtet diagnostiziert und therapiert werden“, sagt Sandra Villagran. Sie ist Oberärztin der Abteilung für Gerontopsychiatrie und betreut die gerontopsychotherapeutische Tagesklinik, die es nun am Bezirkskrankenhaus gibt.
Die Tagesklinik ist vor allem gedacht, für Patienten die aus verschiedenen Gründen abends und an den Wochenenden zu Hause sein wollen/sollen. „Sie können zum Beispiel nach einer stationären Behandlung in die tagesklinische Behandlung wechseln, um den Übergang zur endgültigen Entlassung nach Hause zu erleichtern“, erklärt Sandra Villagran. Außerdem sei ist auch wichtig, die Patientin nach einer stationären Behandlung weiter gerontopsychiatrisch ambulant zu betreuen, um medikamentöse Ein- und Umstellungen je nach Entwicklung durchführen zu können.
Sechs Plätze stehen hier älteren Menschen zur Verfügung. Das wird im Hinblick auf die demografische Entwicklung laut Sandra Villagran aber künftig nicht ausreichen. Sie wünscht sich eine Erweiterung dieses Angebots sowie eine allgemeine gerontopsychiatrische Tagesklinik.
Ambulante Angebote im Kinder- und Jugendbereich
Kinder- und jugendpsychiatrische Ambulanzen werden insbesondere nach der Corona-Pandemie vermehrt in Anspruch genommen. „Vor allem der Schweregrad der Symptomatik unserer kleinen und großen Patienten hat erheblich zugenommen“, sagt Dr. Kerstin Hessenmöller. Sie ist die Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Bezirkskrankenhaus Bayreuth.
Durch fehlende Fachkräfte und eine prekäre Refinanzierungssituation werden ambulante Angebote auch hier immer wichtiger. „Viele Familien wünschen weniger stationäre Behandlungen und bevorzugen teilstationäre oder ambulante Behandlungen“, erklärt Dr. Hessenmöller. Was im Sinne einer Behandlung in der Nähe des Lebensmittelpunktes der Patienten im Rahmen einer modernen psychiatrischen Behandlung auch notwendig ist. Das hänge allerdings immer vom Schweregrad der Erkrankung ab.
„Die zunehmende Überalterung der niedergelassenen Kollegen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird in naher Zukunft zur Schließung der Praxen und zu einem zusätzlichen Fachkräftemangel führen“ erklärt Dr. Hessenmöller. Eine große Herausforderung für die psychiatrischen Institutsambulanzen am Standort Bayreuth und an den Außenstandorten in Hof, Bamberg und Coburg. Eine Spezialambulanz für Autismus-Spektrum-Störung und eine Trauma-Ambulanz gibt es bereits.
Zusätzlich existiert im Zusammenhang mit unserer Station für Substanzkonsumstörung eine entsprechende Vor- und Nachsorge der betroffenen Jugendlichen. „Angedacht ist zeitnah, gemeinsam mit der Ambulanz der Erwachsenenpsychiatrie, im Sinne der Transition, eine Früherkennungssprechstunde für Psychosen einzurichten.“ Sichergestellt ist auch die ambulante Notfallversorgung durch einen speziell eingerichteten psychologischen Tagdienst am Standort Bayreuth.
Auch Patienten aus dem voll- und teilstationären Setting kann bei entsprechendem Bedarf nach der stationären Behandlung eine ambulante Nachsorge, in Form von zwei bis drei Terminen zur Beobachtung des Übergangs in den Lebensalltag und Abklärung weiterer notwendig einzuleitender Maßnahmen angeboten werden.
Und dennoch: „Wir werden immer stationäre Plätze benötigen. Da akute Situationen mit Suizidalität oder anderen Formen der Eigengefährdung sowie bestimmten Situationen der Fremdgefährdung, z.B. bei psychotischen Erkrankungen, fremdaggressives Verhalten oder auch Selbstschädigung bei ausgeprägter Substanzkonsumstörung, zwingend einer stationären Behandlung benötigen, oftmals auch mit einer richterlichen Unterbringung im geschlossener Bereich“, macht Dr. Hessenmöller klar.
Neu
Im suchtmedizinischen Bereich gibt es am Bezirkskrankenhaus Bayreuth bislang noch kein ambulantes Angebot. Dabei wäre eben solches für alkoholkranke Menschen mit Komorbiditäten zwingend notwendig, sagt Markus Salinger, leitender Oberarzt der Abteilung für Klinische Suchtmedizin. Umso besser, dass sich das bald ändern soll. Geplant ist für März 2025 nämlich eine suchtmedizinische Tagesklinik.
Selbsthilfe
Oft reichen die Ansprechpartner auf medizinischer Seite nicht aus, wenn man selbst oder als Angehöriger mit einer Erkrankung konfrontiert wird. Um sich zu informieren und die Erkrankung zu verarbeiten, ist der Austausch mit Angehörigen oder anderen Betroffenen ein sehr wichtiger Baustein, um diese Lücke zu schließen. Das Bezirkskrankenhaus Bayreuth kooperiert als ausgezeichnetes selbsthilfefreundliches Krankenhaus mit vielen Vereinen und Selbsthilfegruppen:
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