Was sind für mich als Angehöriger sichere Anzeichen für die Erkrankung?
Verwaschene Sprache, eine Fahne, Wodkafläschchen in der Unterhosen-Schublade… wenn der Partner bereits vor 18 Uhr regelmäßig alkoholisiert ist, scheint es ein Problem zu geben. Typisch ist auch die Sorge, der Vorrat könnte erschöpft sein. Machen Sie sich aber keine Vorwürfe, wenn Sie es nicht oder zu spät erkennen. Man verschließt als Angehöriger oft die Augen davor. Jemand von außen bemerkt das eher.
Welche ersten Schritte sind einzuleiten?
Führen Sie ein klärendes Gespräch. Sprechen Sie die Dinge so an, dass sie klar und deutlich sind. Zum Beispiel: „Ich habe den Eindruck, dass du früh morgens schon alkoholisiert bist.“
Wie formuliere ich meine Worte?
Formulieren Sie kurze, klare Sätze und senden Sie Botschaften. Beispielsweise: „Ich mache mir Sorgen, dass du ein Alkoholproblem hast.“ Oder: „Ich will nicht, dass es so wird, wie bei…“
Wie gehe ich behutsam vor, um den Betroffenen nicht zu überfordern?
Es bringt nichts, mit Wattebäuschen um sich zu werfen. Machen Sie sich lieber klar, wie weit Sie das Ganze mitmachen wollen und können. Alkohol enthemmt und macht aggressiv. Um einem Konflikt zu entgehen, bringen viele Angehörige erstmal brav den nächsten Bierkasten mit heim. Denn dann ist ja erstmal wieder Ruhe. Allerdings sollte man sich aus so einer schleichenden Co-Abhängigkeit befreien.
Was kann ich als Angehöriger tun, wenn der Betroffene (noch) nicht einsichtig ist?
Man kann immer anbieten, zusammen zur Suchtberatung zu gehen. Selbsthilfegruppen sind eine gute Adresse. Die gibt es auch online.
Wie kann ich das private Umfeld so gestalten, dass es dem Betroffenen hilft? Was macht man mit Alkohol im Haus? Wie gehe ich bei Familienfeiern mit dem Thema Alkohol um?
Paare müssen das aushandeln. Klarheit tut weh, aber es ist das einzige, was hilft. Geben Sie eine deutliche Rückmeldung: „Ich habe gemerkt, dass es bei Feiern immer wieder schwierig war mit dir. Das möchte ich nicht.“ Laden Sie den Betroffenen aus.
Wie löse ich lautstarke Konflikte?
„Bleiben Sie ruhig. Erklären Sie, dass Sie über einen Sachverhalt sprechen wollen, aber in ruhiger Gesprächsatmosphäre“, rät Salinger. Streiten in der Sache ist erlaubt.
Und wenn es handgreiflich wird?
Sagen Sie laut und deutlich „Stopp“. Verbieten Sie sich den Übergriff, gehen Sie aus der Situation raus. Verlassen Sie zum Beispiel den Raum. Bieten Sie ein Gespräch an, aber nur, wenn sich Ihr Gegenüber am die Gesprächsregeln hält.
Was sollte man keinesfalls tun?
Sehenden Auges in die Co-Abhängigkeit rutschen. Es bringt beispielsweise nichts, den Betroffenen arbeitskrank zu melden und damit sein Problem zu decken.
Wie ist mit dem Arbeitgeber zu verfahren? Muss er informiert werden?
„Muss“ gibt es nicht. Aber ein verantwortungsvoller Umgang mit der Erkrankung bedeutet, offen damit umzugehen. Mit einer Entgiftung ist das Problem nicht gelöst. Wenn man danach sechs Monate auf Reha ist, wird sich der Arbeitgeber ja fragen, was los ist. Gegenseitiges Vertrauen ist hier wichtig. Auch den Betriebsrat kann man mit einbeziehen.
Wer sollte prinzipiell von der Krankheit erfahren?
Zuerst einmal sollte man die Krankheit sich selbst eingestehen. Danach kann man mit dem Partner gemeinsam Ideen entwickeln. Auch den Hausarzt sollte man informieren. Kinder haben sehr feine Antennen und riechen es eh schon. Seien Sie ein gelebtes Beispiel dafür, dass man die Krankheit Alkoholismus gut behandeln kann.
Wo finde ich Hilfe?
Unter https://www.gebo-med.de/unternehmen/kooperationen finden Sie die Kontaktdaten der Selbsthilfegruppen in der Umgebung, so die Suchtberatung der Diakonie Bayreuth, die Anonymen Alkoholiker, Blaues Kreuz Ortsverband Bayreuth Stadt und Land, den Freundeskreis für Suchtprobleme in Pegnitz und die JES Bayreuth Selbsthilfegruppe. Außerdem finden Sie jederzeit Hilfe direkt bei uns unter der Nummer 0921-283 0.