Fassungslos starrten die Vier auf die Noten vor ihnen. 1,3 stand da. Und 1,5. Und 1,7. Und 1,8. Dass sie das geschafft haben, dass sie den Qualifizierenden Mittelschulabschluss so gut gemeistert haben – die vier Patienten der hausinternen Schule der Klinik für Forensische Psychiatrie am Bezirkskrankenhaus Bayreuth konnten selbst nicht glauben, diese Herausforderung mit Bravour gemeistert zu haben. Und auch ihren Lehrerinnen Jutta Spiegl, Eva Völkel und Michaela Lüneburg steht der Stolz auf ihre Schützlinge im Gesicht geschrieben. „Solche guten Abschlüsse hatten wir noch nie.“ Umso bemerkenswerter auch, weil die Prüfungen in diesem Jahr besonders schwer gewesen seien, da sich der Rahmenlehrplan geändert hatte.
Doch nicht nur die anspruchsvollere Prüfung macht die guten Noten so besonders. Es ist vor allem die persönliche Geschichte, die hinter jeder einzelnen Note steht, erklärt Jutta Spiegl. Die Schüler, die die Klinikschule der Forensik besuchen, sind längst erwachsen (in diesem Jahr zwischen 23 und 37 Jahre alt), sie haben eine psychische Erkrankung, waren straffällig geworden. Sie hatten die Schule teilweise abgebrochen, nie wirklich gelernt, zu lernen. Wie lernt man überhaupt? Dieses Wissen fehlte den Patienten gänzlich. Die guten Noten in der Abschlussprüfung bestätigen daher auch die Patienten in ihrem Tun und machen Mut. Sie zeigen den jungen Männern, dass sie etwas schaffen können.
Insgesamt waren fünf Patienten zur Abschlussprüfung angetreten – vier schlossen mit einer Eins vor dem Komma ab, der fünfte muss noch eine Prüfung wegen einer Erkrankung nachschreiben, das Ergebnis steht also noch aus.
Die Schule der Klinik für Forensische Psychiatrie kooperiert mit der Mittelschule St. Georgen, dort waren auch die Prüfungen abgelegt worden.