Herbstzeit ist Grippezeit – selbstverständlich auch in Zeiten der Covid-19-Pandemie. „Insbesondere in Zeiten von Corona ist es ganz wichtig, dass nicht auch noch die saisonale Influenza in das Pandemiegeschehen eingreift“, betont Dr. Saleh Al Hamoud, Leiter der Inneren Abteilung am Bezirksklinikum Obermain und Chefarzt der dort ansässigen Lungenklinik. „Vor allem ältere, chronisch kranke und immungeschwächte Menschen sollten sich schnellstmöglich impfen lassen.“
Wer soll sich impfen lassen?
Leider schützt die Grippeimpfung zwar nicht vor dem Coronavirus, aber sie verringert das Risiko einer Doppelinfektion. Und entlastet damit zusätzlich das Gesundheitssystem, da weniger Menschen schwer erkranken. Aber wer soll sich jetzt tatsächlich gegen die Grippe impfen lassen? Dr. Al-Hamoud erklärt: Nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) gehören dazu
- alle Personen ab 60 Jahre
- Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel,
- Schwangere bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem ersten Schwangerschaftsdrittel
- Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens, wie zum Beispiel chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten wie zum Beispiel Multiple Sklerose mit durch Infektionen ausgelösten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV
- Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können
Zusätzlich wird die Grippeschutzimpfung auch im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos empfohlen für
- Personen mit erhöhter Gefährdung (zum Beispiel medizinisches Personal)
- Personen in Einrichtungen mit umfangreichen Publikumsverkehr
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren könnten.
Ebenso geimpft werden sollten Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln. Dazu Dr Al Hamoud: „Die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden.“
Wann soll man sich impfen lassen?
In den letzten Jahren hat die jährliche Grippewelle meistens nach der Jahreswende begonnen. Nach der Impfung dauert es 10 bis 14 Tage, bis sich der Impfschutz im Körper vollständig aufgebaut hat. Dr. Al Hamoud: „Um rechtzeitig geschützt zu sein, empfehle ich deshalb, sich im Oktober oder November impfen zu lassen. Aber auch, wer die Impfung erst im Dezember oder sogar erst zu Beginn der Grippewelle nachholt, schützt sich noch. Niemand weiß schließlich, wie lange eine Influenzawelle dauert.“
Womit wird geimpft?
Auch in diesem Jahr erfolgt die Grippeschutzimpfung mit einem Vierfach-Impfstoff, der sich aus der jeweiligen, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aktuell empfohlenen Antigenkombination zusammensetzt.
Übrigens: Der STIKO zufolge haben sich in der Saison 2018/2019 nur rund 35 Prozent der Menschen ab 60 Jahre und zwischen 20 und 50 Prozent der chronisch Kranken impfen lassen. Viel zu wenig, um einen so genannten „Herdenschutz“ herzustellen, meinen Experten.