Zum Beispiel: Mehr ambulante und teilstationäre Angebote, um Kinder in Krisen erreichen zu können, bevor ein stationärer Aufenthalt unumgänglich sei. Oder: Flexibilität in der Behandlung. Katja Bittner fordert die bislang durch die Finanzierung streng getrennten Sektoren der Versorgung zum Wohle der Patienten aufzubrechen. Innerhalb der Klinik muss es möglich sein, in multiprofessionellen Teams zu entscheiden, welche Behandlung ein Mensch in einer Krise gerade brauche – strikte Vorgaben und Vorschriften, wie derzeit üblich, helfen niemanden weiter. „Es kann doch nicht angehen, dass man uns vorschreibt, ob ein Therapeut oder Psychologe den Morgenspaziergang leitet.“ Gerade mit Blick auf die immer schwierigere Personalsuche im Bereich der Ärzteschaft und der Pflege sei mehr Flexibilität dringend nötig.
Eine Veränderung in den Versorgungsformen sieht Katja Bittner für dringend geboten, um dem steigenden Bedarf gerecht werden zu können. Die Welt habe sich verändert, Kinder wachsen heute völlig anders auf, als noch vor 20, 30 Jahren. Bittner verweist auf den starken Anstieg psychischer Erkrankungen von Kindern, sie erzählt von Hilferufen aus Schulen.
Auch im Bereich der Ausbildung brauche es in der Kinder- und Jugendpsychiatrie neue Ansätze, so Alexander Plaschko, Pflegebereichsleiter der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Er fordert Fachweiterbildungen für Mitarbeiter (mehr Pädagogik für Pflegekräfte, mehr Psychiatriewissen für Erzieher) und verwies wie zuvor Katja Bittner darauf, dass in Behandlungen auch flexible Wege möglich sein müssen.
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek stimmt den Forderungen grundsätzlich zu: „Wir brauchen mehr Mut zu Modellen und weniger Bedenken“, forderte er. „Wir brauchen alles, was den Menschen hilft.“
Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Bezirkskrankenhaus Bayreuth ist zu 105 Prozent ausgelastet.