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News

Mehr Hoffnung und Raum für bessere Therapie

Ihre Patienten brauchen eine ganz besonders intensive Betreuung. Viele können nicht für sich selbst sorgen. Manche können nicht sprechen. Sabine Schulin ist die neue Leitung des psychiatrisch-heilpädagogischen Bereichs. Seit mehr als zweieinhalb Jahren kümmert sich die Psychologin dort um Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung. Seit März dieses Jahres hat sie die Leitung des gesamten Heilpädagogischen Bereichs übernommen. Welchen Herausforderungen sie sich stellen muss und warum der geplante Neubau der H-Station unumgänglich ist, erzählt sie im Interview.

 

 

Was macht die Arbeit auf der H-Station so besonders?
Unsere Klientel. Auf unserer Station behandeln wir Patientinnen und Patienten ab dem 18. Lebensjahr, welche eine geistige Behinderung haben und zusätzlich unter einer psychischen Erkrankung leiden. Unsere Klientel ist besonders vulnerabel. So können sie oft nicht für sich selbst sorgen, hier sind dann wir gefragt. Viele unserer Patienten können sich auch nicht adäquat äußern, manche sprechen gar nicht. Somit müssen wir besonders sensibel dafür sein, um zu erkennen, ob Therapien und bei Bedarf auch entsprechende Medikamente wirken und wie es unseren Patientinnen und Patienten geht.

Worin liegen die größten Herausforderungen?
Herausfordernd finde ich manchmal die Betreuungslage unserer Patienten. Sie stehen alle unter Betreuung, das können unter anderem Familienmitglieder sein, oder eben Berufsbetreuer. Es kommt leider auch vor, dass sich Betreuer kaum um ihre Betreuten kümmern, manchen Betreuern scheinen ihre Betreuten sogar regelrecht egal zu sein. Hier erleben wir leider so einiges, das macht mich und uns als Team oftmals fassungslos und traurig. Auch, dass Wohnheimplätze während stationären Aufenthalten einfach gekündigt werden und unsere Station als „Abschiebeoption“ gewählt wird, ist ein Unding, kommt aber leider auch vor. Dieses verantwortungslose Handeln ist es, das ich als besonders herausfordernd erlebe, das Zusehen müssen, wie Dinge auf Patientenrücken ausgetragen werden, die da nicht hingehören und doch viel zu wenig in der Hand zu haben, um dagegen vorzugehen.

Was kann man tun?
Es bräuchte unbedingt ein Umdenken und neue Regelungen an den Stellen, die dafür verantwortlich sind, dass diese Handlungen überhaupt ermöglicht werden. Hier muss der Gesetzgeber einschreiten.

Was motiviert Sie dann?
Hoffnung geben mir und meinem Team all die Betreuer und Wohnheimmitarbeiter, die sich kümmern und die einfach eine wunderbare Arbeit machen, trotz herausfordernder Umstände. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Was sind Ihre Aufgaben als Leitung der heilpädagogischen Abteilung?
Zu meinen Aufgaben gehören unter anderem die Leitung und Organisation des gesamten heilpädagogischen Bereichs sowie die Leitung des assistenzärztlichen und therapeutischen Teams. Das betrifft aktuell den bestehenden stationären Bereich und wird nach unserem Neubau die neu entstehende Tagesklinik miteinschließen.
Ich bin für interne und externe Stellen in der Regel die erste Ansprechpartnerin. Somit laufen alle möglichen Anliegen über meinen Tisch, von stationsbezogenen Themen über klinikinterne und klinikübergreifende Themen sowie Anliegen externer Stellen (u.a. Gerichte, Wohnheime, andere Kliniken etc.).

Eigentlich sind Sie ja Psychologin, oder?
Ja, neben meinen Leitungsaufgaben bin ich natürlich auch die Psychologin unserer Patienten. Das heißt, dass ich für alle Anliegen unserer Patienten da bin. Ich führe Einzel- und Gruppengespräche sowie Helferkonferenzen und stehe im Austausch mit dem Bezirk, mit Wohnheimen, Angehörigen und Betreuern.

Die H-Station am Bezirkskrankenhaus Bayreuth wird neu gebaut. Warum ist das unumgänglich?
Der aktuelle Baubestand ist veraltet und entspricht in fast allen Begebenheiten nicht mehr den Anforderungen, die an eine moderne Krankenstation gestellt werden. Da es insgesamt bundesweit relativ wenige Behandlungsplätze für unsere Klientel gibt, haben wir eine große Anzahl von Anfragen, teilweise auch überregional. Hier hoffen wir, dass sowohl durch die Vermehrung der Bettenzahl als auch durch die neue Behandlungsform der zukünftigen Tagesklinik deutlich mehr Patienten eine notwendige, spezialisierte Behandlung erhalten können. Zudem zeigt sich sehr deutlich, dass die bisherige Praxis, in erster Linie Mehrbettzimmer vorzuhalten, aufgrund der Krankheits- und Störungsbilder zunehmend Probleme schafft. Bei unserer vulnerablen Klientel ist eine adäquate Rückzugsmöglichkeit und Reizabschirmung besonders wichtig. Dies kann aktuell nicht ausreichend umgesetzt werden.

Was wird es im neuen Gebäude alles geben?
Wir werden dann künftig ausschließlich Einzel- oder Zweibettzimmer haben. Dies entspricht dem aktuellen Stand und trägt dem Wunsch nach Ruhe und Erholung für unser Klientel Rechnung. Alle Zimmer werden mit Dusche und WC ausgestattet sein, aber trotzdem den erforderlichen Sicherheitsbestimmungen entsprechen. Grundsätzlich ist darauf geachtet worden, barrierefrei zu bauen. Es wird zwei Innenhöfe geben, die – so die Planung – zumindest tagsüber und bei entsprechender Witterung und Temperatur jederzeit aufgesucht werden können. Es wird auch dort wieder einen großzügig dimensionierten Garten geben, der eine Abtrennung für die Tagesklinik bietet. Die Therapieräume sind großzügig und bedarfsgerecht gestaltet, sie werden räumlich vom Stationsbetrieb getrennt sein, um eine klare Differenzierung  zwischen Wohnen und Therapie zu ermöglichen.
Es werden in erforderlichem Maß Time-Out-Räume, Krisenzimmer, weiche Zimmer und ein Snoezelenraum vorgehalten, um auf Anspannungszustände und Krisen unserer Patienten  gut vorbereitet zu sein und entsprechend intervenieren zu können.

Was wird sich verbessern, wenn der Neubau der H-Station steht?
Wir hoffen, dass Krisen oder Unstimmigkeiten bei unseren Patienten aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht mehr vorkommen. Hier hatten wir bislang wenig Optionen.
Durch verbesserte räumliche Bedingungen hoffen wir, eine gute und angenehme Atmosphäre für unsere Klientel zu ermöglichen, die den Heilungsprozess unterstützt.
Fehlbelegungen auf anderen Stationen wegen fehlender Aufnahmekapazität sollen verringert bzw. vollständig vermieden werden. Grundsätzlich erhoffen wir uns auch bessere Arbeitsbedingungen für alle Angestellten. Dies betrifft in erster Linie Ergonomie, Lärmschutz, fachgerechte Ausstattung der Räume sowie getrennte Umkleiden mit WC und Dusche. Allgemein wird der Neubau sicher eine Wertschätzung für alle Mitarbeiter und Patienten im heilpädagogischen Bereich darstellen.