Kein Bock auf Schule: Ursachen, Symptome, Hilfen
„Die neue Lehrerin ist richtig doof", erzählt der Sohn beim Mittagessen. Am nächsten Morgen hat er Bauchweh. Er will nicht in die Schule gehen. Die Mama schickt ihn trotzdem. Hilft ja nichts. Als er am Nachmittag mit seinem Kumpel zum Fußball will, ist er quietschfidel. Doch am nächsten Morgen wieder: Bauchweh. Auf seinem Stundenplan heute: Unterricht bei der doofen Lehrerin. Mit jedem Tag werden Angst und Bauchweh größer. Die Diagnose: Schulangst.
Schulangst ist ein Begriff aus der Psychiatrie, rund fünf Prozent aller Schüler quer durch alle Altersstufen und quer durch alle Schularten sind davon betroffen. Jungen kennen Schulangst ebenso wie Mädchen – es sind sogar ein bisschen mehr Jungen als Mädchen, die unter Schulangst leiden.
Die Gründe für Schulangst sind vielfältig. Möglicherweise fühlt sich ein Kind überfordert (vielleicht, weil es den für ihn falschen Schultyp besucht), möglicherweise wird es gemobbt, möglicherweise kommt es mit den Lehrern oder eben einem speziellen Lehrer nicht zurecht.
Schulangst kann aber auch gar nicht so viel mit Schule zu tun haben, sondern kann in einer Trennungsangst von Zuhause begründet sein. Dann habe das Kind Angst, von Zuhause wegzugehen – ganz gleich ob zur Schule oder zum Sportverein – einfach, weil es Angst hat, dass es dieses Zuhause nicht mehr gibt, wenn es zurückkommt. Diese Trennungsangst sei vor allem dann häufig zu beobachten, wenn es in der Familie viel Streit gebe, möglicherweise auch eine Scheidung der Eltern im Raum stehe.
Schulangst zeigt sich, wie jede Angst, in körperlichen Symptomen. Das Herz klopft schneller, man zittert, hat Kopfschmerzen oder eben Bauchweh. Ob diese Symptome tatsächliche auf eine Schulangst zurückzuführen sind, lasse sich leicht herausfinden, indem man das Kind beobachtet. Die Beschwerden treten nämlich nur an Schultagen auf. Wer während der Ferien und am Wochenende kein Bauchweh hat, an Schultagen (oder an bestimmten Schultagen) aber schon, hat Schulangst.
Die gute Nachricht: Gegen Schulangst lässt sich etwas tun. Zunächst sollte abgeklärt werden, ob organisch tatsächlich alles in Ordnung ist. Ist eine körperliche Ursache ausgeschlossen, gehe es darum, die Auslöser der Schulangst zu beseitigen. Gegen den doofen Lehrer kann man natürlich nichts unternehmen. Ist die Ursache aber eine Überforderung des Kindes, könne zum Beispiel über einen Wechsel der Schule nachgedacht werden. Im Fall von Mobbing kann es helfen, wenn der Lehrer unterstützend eingreife.
Auf keinen Fall sollte man das Kind Zuhause lassen und Entschuldigungszettel schreiben. Dadurch verstärken sich Symptome eher.
Schulangst kann auch - in den meisten Fällen stationär - mit einer Therapie behandelt werden. Die Behandlung funktioniere wie jede Behandlung einer Angst: Das Kind trainiert die Situationen, vor denen es Angst hat, zunächst in einer möglichst entschärften Variante. Unterricht in einer sehr kleinen Klasse mit erst nur wenigen Schulstunden, wie es an der Klinikschule möglich ist, zum Beispiel. In die Klinikschule geht das Kind im Rahmen einer Therapie am Bezirkskrankenhaus in Bayreuth. So kann sich das Kind an die Situation Schule langsam herantasten und gewöhnen, es lernt, dass es nette Lehrer gibt und Schule auch Spaß machen kann. Am Ende steht dann, dass das Kind wieder an seine Stammschule zurück gehen kann.
Eltern, deren Kinder Angst vor der Schule haben, sollen sich Unterstützung holen. Zum Beispiel bei Erziehungsberatungsstellen oder dem Hausarzt. Wer Hilfe benötigt, bekommt diese auch am Bezirkskrankenhaus Bayreuth, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Anlaufstelle ist hier die Institutsambulanz in Bayreuth.