„Sieben, acht, neun, 30!“ Markus Böhne stoppt die Herzdruckmassage. „Eins, zwei“, Isabella Roth sagt in ruhigem, aber bestimmtem Ton die Pumpstöße mit dem Ambubeutel an. Böhne beginnt von neuem mit der Herzdruckmassage. „Geht`s noch oder soll ich?“, fragt Sylvia Freytag. Sie löst ihren Kollegen bei der Herzdruckmassage ab. „Beeilt euch! Er stirbt“, ruft Sabine Rathmann.
Die Szene wirkt verdammt echt: Was hier nach Notfall klingt und aussieht, ist in Wirklichkeit ein gut fingierter Probelauf für den Ernstfall: Die Cardiopulmonale Reanimationsschulung (CPR) am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Rund 70 Mitarbeiter:innen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters durchliefen in den vergangenen Tagen die eineinhalbstündige Auffrischung. Einmal pro Jahr ist die Veranstaltung Pflicht für alle Mitarbeite:innen, die am Patienten tätig sind. Zusammen mit ihrer Kollegin Doreen Aust, begleitet CPR-Trainerin Sabine Rathmann die Teilnehmer:innen durch die Schulung.
In Kleingruppen wiederholen sie bereits Gelerntes: Wo genau am Körper platziere ich die Klebepads für den Defibrillator? Wie fest muss ich die Gesichtsmaske für die Beatmung aufpumpen und wie lege ich sie an? Welchen Ambubeutel verwende ich für Kinder? Wie funktioniert die Absauganlage? „Hier machen wir keine Tiefenbohrungen“, erklärt Rathmann. Abgesaugt wird ausschließlich im Mundraum. Der Rachen ist tabu.
Keine Zeit zum Suchen
Am Nebentisch erklärt Doreen Aust den Inhalt des Notfallrucksacks. Druckverband, Sauerstoffflasche, Ampullen: „Im Ernstfall sollte man genau wissen, wo was ist. Da bleibt keine Zeit zum Suchen.“
Und den Ernstfall proben die Teilnehmer:innen dann auch gleich: Zwei Reanimationspuppen liegen am Boden bereit. Eine davon in Kindergröße. Schließlich gibt es bei kleinen Patient:innen einiges zu beachten: „Hier drücken wir bei der Herzdruckmassage immer nur mit einer Hand“, erklärt CPR-Trainerin Rathmann. Und denkt bei der Beatmung immer an die richtige Größe der Gesichtsmaske.“
Wichtig ist ihr bei der Schulung die Teamarbeit: „Ihr müsst zusammenarbeiten können. Jeder hat seinen Job, aber ihr müsst immer alles im Blick haben. Wenn derjenige, der beatmet, einen Wadenkrampf hat, muss der andere einspringen. Und sprecht in ruhigem, knappem Ton miteinander. Eine Reanimation verläuft nicht hektisch oder laut.“
Situationen wie diese sind im Berufsalltag der Kolleg:innen nicht alltäglich, kommen aber immer wieder mal vor. Darauf sollten alle vorbereitet sein und einen gewissen Automatismus entwickeln. „Wir wollen ihnen die Angst davor nehmen“, sagt Rathmann. Denn wer unsicher ist, blockiert. Und das sei im Notfall schlecht.