Und die Haltung ist es, die bei Tina Hofmann und Monja Baumann stimmt: Viele Patienten sind rund ein bis zwei Jahre lang in der Klinik. Durch die enge Bezugspflege während dieser Zeit kann man gut hinter die Fassade schauen und „versuchen, den Menschen erstmal vorurteilsfrei kennenzulernen, bevor man gemeinsam mit ihm dann auf die Grunderkrankung blickt“, sagt Monja Baumann, Fachkraft für Pflege im Maßregelvollzug und stellvertretende Stationsleiterin in der KFP.
„Aber klar – unsere Patienten sind sehr individuell. Manchen fällt es leichter, offen mit einer weiblichen Mitarbeiterin über seine Ängste und Probleme zu reden, andere tun sich mit einem männlichen Gegenüber leichter“, erklärt Fischer.
Die Behandlung von ausschließlich männlichen Patienten stellt einen vor andere Herausforderungen als die Behandlung von Frauen – und umgekehrt, sagen Hofmann und Baumann klar. „Auf einer gemischtgeschlechtlichen forensisch-psychiatrischen Station kann das Miteinander unter den Patienten stark gestört sein“, sagt Tina Hofmann. Und sie muss es wissen, denn sie leitet eine Station in der KFP. Ein gutes Stationsklima und ein gesundes Miteinander sind wichtige Bausteine der Therapie. Unerlässlich ist dabei ein funktionierendes Team, das Hand in Hand arbeitet und auf das man sich jederzeit verlassen kann. Angst braucht deshalb niemand zu haben, der in der KFP tätig ist. Prinzipiell sollte niemand einen Arbeitsplatz haben, an dem er Angst verspürt., finden die beiden Frauen. „Die nötige Achtsamkeit im Umgang mit Straftätern ist allerding unumgänglich. Denn sie schützt jeden einzelnen von uns.“ Es gebe aber sicherlich Situationen, in denen man Anspannung verspüren kann. Die Station ist jedoch immer so mit Pflegepersonal besetzt, dass man nie alleine ist.
„Falls es doch zu einer belastenden Situation kommen sollte, pflegen wir eine offene Gesprächskultur in unseren multiprofessionellen Teams“, sagt Monja Baumann. „Alle unsere Mitarbeiter durchlaufen eine intensive Einarbeitung und werden durch interne Schulungen auf dieses hochanspruchsvolle Aufgabengebiet vorbereitet“, erklärt Fischer. Höflichkeit, Respekt, Transparenz im Umgang mit den Patienten, aber auch geregelte Tagesabläufe – ein gewisses Rahmenprogramm braucht es.
Sebastian Fischers knapp 200 Mitarbeiter müssen flexibel sein, das jeweils richtige Therapieangebot machen, dürfen sich nicht demotivieren lassen, wenn mal etwas nicht klappt. „Wir können immer nur versuchen, dem Patienten die beste Hilfestellung zu geben, um ein möglichst straf- und suchtmittelfreies Leben zu führen.“ Damit das am besten gelingt, ist vor allem eine ganzheitliche Sichtweise auf den Patienten gefragt.
„Ein hochkomplexes Arbeitsgebiet“, sagt Volkmar Blendl. Er ist der Maßregelvollzugsleiter und Chefarzt der Klinik für Forensische Psychiatrie und weiß, seine Mitarbeiter sind „pragmatisch, neugierig, unerschrocken, stressresistent, intuitiv und emotional begabt. Egal ob Frau oder Mann.
Mehr über die Arbeit von Tina Hofmann und Monja Baumann erfahren Sie im Video: https://www.youtube.com/watch?v=JRP45vyMJQc