Sie werden als Kräutermischungen, Badesalze oder auch Reiniger angeboten. Doch es handelt sich bei den sogenannten Legal Highs um psychoaktive Substanzen, die geraucht, geschnupft oder geschluckt werden. Auch wenn sie nicht wie Ecstasy oder LSD durch das Betäubungsmittelgesetz verboten sind, sind sie hochgefährlich, doch ein wissenschaftlich gestütztes Therapiekonzept gibt es nicht. Eine Entwöhnung, wie sie bei anderen Suchtpatienten üblich ist, ist nicht der richtige Weg. Die Bezirksklinik Hochstadt geht daher einen anderen, einen neuen. Einen, bei dem auch Mitpatienten helfen müssen.
Mit einer neuen Methode will die Bezirksklinik Hochstadt als Suchtfachklinik den Kampf gegen sogenannte Legal Highs, den Drogenkonsum über Stoffe wie Kräutermischungen und Badesalze, aufnehmen. Der Therapeutische Leiter Maximilian Straif spricht von einer „Werkzeugkiste, mit der man die einzelnen Schrauben wieder anzieht". Ziel ist eine stark individualisierte Behandlung der Suchtkranken. Das Problem dieser Kräutermischungen ist nämlich, dass sie noch stärker als beispielsweise Cannabis, psychotisch auf die Menschen, die sie konsumieren, wirken. Wer eine Kräutermischung zu intensiv konsumiert, wird lebensunfähig. Genau hier will Straif bei der Behandlung ansetzen.
Die Behandlung von Suchtpatienten, die Legal Highs konsumieren, laufe grundsätzlich ab, wie jede Suchtbehandlung: durch Gruppen- und Einzeltherapie. Aber aufgrund der Besonderheiten der Wirkung dieser Legal Highs müsse man solche Patienten zudem besonders behandeln. Mit dem „Standardprogramm zur Suchtbehandlung", das bisher bei Kräutermischungs-Konsumenten zum Einsatz kam, komme man nicht weit. Und hier kommt der von Straif angesprochene Werkzeugkasten ins Spiel. Die Ärzte und Therapeuten an der Bezirksklinik Hochstadt arbeiten mit Behandlungsmodulen. „Jeder Patient bekommt, was direkt er braucht." Das kann beispielsweise sein, dass er Hilfe erhält, seinen Alltag zu meistern. Pünktlich aufzustehen gehört dazu, aber auch das Aufräumen seiner Wohnung. In diesem Modul kommt auch der Mitpatient zum Einsatz. Die Patienten sollen sich bei diesem Üben von Alltagsfähigkeiten gemeinsam unterstützen. Ein weiteres Modul sei die Aufklärung über Psychosen oder Krampfanfälle, die beim Konsum der Kräutermischungen auftreten. Und ein anderes sei, kognitive Fähigkeiten über Computer-Programme zu trainieren, um die entstandenen Defizite zu beheben. Patienten müssen das Denken wieder trainieren. Je nach Symptomatik können diese Module bei der Behandlung individualisiert angewandt werden, erklärt Straif.
Wie viele Menschen diese Legal Highs konsumieren, darüber gibt es kaum gesicherte Zahlen. In der Hochstadter Suchtfachklinik sind es etwa zehn Prozent der Suchtpatienten, die Legal Highs zumindest mitkonsumiert haben. Bei einigen sind sie die Hauptdroge.
Behandelt werden in Hochstadt nur Erwachsene, Psychologe Maximilian Straif sagt aber, dass das Einstiegsalter bei etwa 14 Jahren liegt. „Oft sind es unerfahrene Konsumenten." Eben weil sich diese Drogen sehr leicht beschaffen lassen – auch wenn das „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG)", seit November 2016 ganze Stoffgruppen der Kräutermischungen verbietet, die Legalität also nicht mehr ganz so gegeben sei, wie das zuvor der Fall war. Dennoch: Wer will, kommt leicht an Kräutermischungen und Co ran. Die leichte Beschaffungsmöglichkeit ist eine Motivation für den Konsum. Straif unterscheidet verschiedene Typen der Konsumenten. Den Typ, der Kräutermischungen einfach ausprobieren will. Den Typ, der nach einer preiswerten Alternative zu Cannabis sucht, noch dazu einer Alternative, die mit herkömmlichen Drogentests nicht nachweisbar sei. Und eben den Typ, der Kräutermischungen nimmt, weil sie leicht zu beschaffen sind. Doch sie sind vor allem gefährlich, haben hohes Suchtpotenzial, erläutert Straif. Sie wirken stärker und seien vor allem unberechenbarer als beispielsweise Cannabis. Diese Legal Highs führen zu Krampfanfällen, Herzklopfen, Bluthochdruck, Übelkeit, Organschäden und Psychosen, sie führen zu Konzentrations- und Gedächtnisproblemen, dem Verlust der Tagesstruktur, bei jüngeren Patienten zeigen sich auch deutliche Entwicklungsverzögerungen.
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