Long Covid - oder präziser, wie Brückner findet: Post Covid – betrifft etwa zehn bis 20 Prozent der Menschen, die eine Corona-Infektion hatten. Nicht immer lasse sich dabei klar abgrenzen, ob ein Patient nun an einer Depression leide, oder eben an Post-Covid. Kernsymptom von Post-Covid sei laut Brückner ein sehr großer Erschöpfungszustand.
Von Post-Covid sind nicht alle gleichermaßen betroffen, es gibt Faktoren, die das Risiko erhöhen, nach einer Infektion mit dem Corona-Virus Langzeitfolgen zu haben. Zu den Risikofaktoren gehören Alter, Übergewicht, Vorerkrankungen, Geruchsminderung, aber auch Durchfallerkrankungen während der akuten Infektionsphase. Auch die Zahl der Antikörper spielt eine Rolle – wer Antikörper hat (weil er geimpft ist) hat ein geringeres Risiko, an Post-Covid zu erkranken.
Aber was passiert nun im Körper? Die Antwort ist: Man weiß es nicht. Wahrscheinlich spielen bei einer Post-Covid-Erkrankung mehrere Mechanismen zusammen. Dazu gehören vermutlich der ACE2-Rezeptor, (wenn sich Covid-19 an den ACE2-Rezeptor bindet, kann es in die Zelle eindringen), außerdem verstopfte Blutgefäße und andere, bisher noch nicht so klare Mechanismen im Körper. Verstopfte Blutgefäße können dann dazu führen, dass Gewebe, auch im Gehirn, nicht mehr richtig durchblutet werde. Das wiederum trage dazu bei, dass bestimmte Gehirnregionen nicht mehr richtig arbeiten können. Das limbische System zum Beispiel, das die Gefühle wie Angst regelt. Das alles kann Post-Covid-Symptome zur Folge haben. Der Patient ist erschöpft, hat teils körperliche Beschwerden, sehr häufig treten Angststörungen, Schlafstörungen, Depressionen auf, und die Gedächtnisleistung nimmt ab. „Nach einer Corona-Infektion treten doppelt so oft psychiatrische Erkrankungen auf, wie nach einer Grippe“, zog Dr. Torsten Brückner den Vergleich zu einer anderen Virus-Erkrankung. Und nach einer Corona-Infektion steige auch das Risiko, an Demenz zu erkranken, deutlich an.
Und dann? Es gibt eine Leitlinie zur Behandlung von Post-Covid-Patienten. Allerdings werden hier Therapien zur Rehabilitation der Lunge empfohlen, oder solche, die es schon vor Corona gab, wie beispielsweise bei der Behandlung von Depression. Brückner fordert hier eine Spezialisation auf Post-Covid. „Diese Patienten brauchen Hilfe, sie müssen aufgefangen werden.“