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News

Dr. Kerstin Hessenmöller neue Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Das Wertvollste unserer Gesell­schaft? Das sind die Kinder. Und deshalb müssen wir uns um sie küm­mern. So klar formuliert Dr. med. Kerstin Hessenmöller den Grund, warum sie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ar­beitet. Seit 1. August tut sie das bei der GeBO – als Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psy­chosomatik des Kindes- und Jugend­alters am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Am Montag wurde sie feierlich in ihr Amt eingeführt.

"Kinder sind die Gesellschaft von morgen, es lohnt sich um jedes einzelne zu kämpfen", bekräftigte Dr. med. Kerstin Hessenmöller ihren Anspruch in ihrer Antrittsrede in der "Alten Wäscherei". Und auf Dr. Hessenmöller warten große Aufgaben - in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters sei der Zulauf so groß wie nie, so Katja Bittner, Vorstand der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken, zu denen die Klinik gehört.

Dr. med. Kerstin Hessenmöller, Jahrgang 1961, hat eine starke Entwicklung der Kinder- und Jugendmedizin beobachtet. „Ich habe noch er­leben müssen, dass Kinder auf Stationen mit Erwachsenen versorgt wurden. Aber Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie benötigen eine auf ihre spezifischen körperlichen, seelischen und geistigen Bedürfnisse abgestimmte medizinische Versorgung unter Berücksichtigung der verschiedenen Entwicklungsphasen“, sagt sie.

Kinder- und Jugendmedizin wurde schon während des Studiums ihr Steckenpferd. Ihr Weg führte sie schließlich über die Kinder- und Jugendmedizin, die Psycho­therapie, die Sozialpädiatrie und die Neu­ropädiatrie zur Kinder- und Jugendpsychi­atrie. Und sie hat hier klare Vorstellungen. Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, sie erfolgreich behandeln will, muss sich einem multimodalen und multiprofessionel­lem Therapiekonzept stellen, in das auch Eltern, Sorgeberechtigte, Bezugspersonen und ganze Familiensysteme einbezogen werden müssen, sagt sie. Und weiter: So wie sich auch Kinder- und Jugendliche ständig entwickeln und neuen Herausfor­derungen stellen müssen, so müssen dies auch die Menschen tun, die sie begleiten.

Fort- und Weiterbildung war und ist für sie daher ein Muss. „In meinem Poesiealbum stand der Spruch des Philosophen Laozi: Lernen ist wie Rudern gegen den Strom, hört man auf, treibt man zurück. Diese Worte haben mich immer begleitet und si­cherlich auch sehr früh geprägt. Aber am meisten habe ich von den Kindern, meinen kleinen, großen und vor allem chronisch kranken Patienten und ihren Familien ge­lernt. Sie haben mich Geduld, Respekt, Demut, Toleranz, aber auch Freude an der Arbeit, an den kleinen Dingen im Alltag ge­lehrt.“ Aufgeben war und ist dabei nie eine Option für Kerstin Hessenmöller, auch dann nicht, wenn die Krankheit oder der Tod Sieger waren. „Heute wie damals bin ich leidenschaftliche Kinder- und Jugend­medizinerin, Psychotherapeutin sowie Kin­der- und Jugendpsychiaterin.“

Über die lange Zeit, in der sie Kinder und Jugendliche medizinisch begleitet hat, be­merkt sie auch Veränderungen. Die Kinder und Jugendlichen von heute seien aber nicht besser oder schlechter als die Ge­nerationen vor ihnen. „Aber sie betreten Neuland. Und wir mit ihnen.“ Die ständige Präsenz und Möglichkeiten der Informa­tionen konfrontieren ein Gehirn, das auf eine 24/7 Präsenz nicht eingestellt ist. Der richtige Umgang mit dem Digitalen müs­se gelernt, Kinder müssen dabei begleitet werden.

Gleichzeitig sind Eltern heute ver­unsicherter als je zuvor. Sie bräuchten wie­der ausreichend Vertrauen in das intuitive Wahrnehmen, was ihr Kind braucht und sie dürfen an die Kraft ihres Kindes glauben, sich auch selbst über Schwierigkeiten zu stabilisieren. Die heutige Kindergenera­tion wachse in einer Gesellschaft auf, die von der Auflösung traditioneller Beziehun­gen, von Umstrukturierung und Wertever­schiebung in vielen Bereichen gekenn­zeichnet sei. Tatsache sei auch, dass bei den Mädchen die Menarche immer früher eintritt (zehntes, elftes Lebensjahr) und die Adoleszenz später aufhört, mit etwa 25 Lebensjahren. Dies könnte als eine biolo­gische Anpassungsleistung diskutiert wer­den. Die verlängerte Adoleszenz erscheint aber auch notwendig, um der Entwicklung von Werten wie Verlässlichkeit, Stabilität und Kontinuität mehr Zeit zu geben.“

Kerstin Hessenmöller ist seit 42 Jahren verheiratet – ihr Mann ist pensionierter Berufssoldat – und hat selbst drei Kinder. Ihre eigenen Kinder sind es auch, die ihre Sicht auf die Dinge und ihren Fokus dar­auf gelenkt haben, dass es auch ein Leben neben der Arbeit gibt.

Kerstin Hessenmöller wuchs in Querfurt in Sachsen-Anhalt auf – einer kleinen Stadt nicht weit vom Fundort der Himmelsschei­be von Nebra. 1980 machte sie Abitur, noch in der ehemaligen DDR. Ihr Onkel, ein leidenschaftlicher Orthopäde, weckte in ihr die Liebe zur Medizin. Und so be­gann sie ihr Medizinstudium an der Martin Luther Universität in Halle/Wittenberg. Ihre Promotion wollte sie über „Kinder alkohol­kranker Eltern im Bezirk Neubrandenburg“ schreiben, doch es war nicht die Zeit und nicht die Gesellschaft für dieses Thema. Dr. Hessenmöller wechselte den Fokus, schrieb über „Die Entwicklungsmöglichkei­ten von mehrfachbehinderten Kindern (kör­perlich, geistig und seelisch) – Ressourcen und Grenzen im ländlichen Gebiet.“ Doch auch dieses Thema schloss sie nicht ab. Die Wiedervereinigung kam dazwischen.

Doch gehen wir zeitlich noch einen Schritt zurück: Noch in der DDR erhielt sie 1987 die Approbation als Arzt und begann in der damaligen Poliklinik Malchin die Facharzt­ausbildung zu Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, setzte sie – trotz vieler He­rausforderung, die die Wiedervereinigung mit sich brachte – im Bezirkskrankenhaus Neubrandenburg (heute: Dietrich-Bonhoef­fer Klinikum) fort, und beendete sie 1996 erfolgreich. Noch während dieser Zeit be­gann sie mit ihrer Dissertation auf dem Ge­biet der Kinderpneumologie zum Thema „Lungenfunktionsuntersuchungen bei Kin­dern und Jugendlichen mit rezidivierenden oder chronisch obstruktiven Atemwegs­erkrankungen – Aktuelle Daten zu Bron­chospasmoysetests für die pädiatrische Praxis“ an der Ernst-Moritz-Arndt-Univer­sität Greifswald. 1996 schloss sie mit der Promotion A erfolgreich ab.

Zuletzt arbeitetet Dr. Kerstin Hessenmöller als Leitende Oberärztin und ständige Ver­tretung der Chefärztin am Johanniter-Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie Neuwied.

Seit sie selbst in Leitungspositionen tätig ist, ist ihr die Ausbildung des Nachwuch­ses ein großes Anliegen, sie möchte Be­geisterung für beide Fachgebiete wecken. „Es gibt keine Kinder- und Jugendmedizin ohne die Psychiatrie und keine Kinder- und Jugendpsychiatrie ohne die Kinder- und Jugendmedizin“, sagt sie. Und setzt hier auf den Medizincampus Oberfranken. „Wir müssen die jungen Medizinstudenten für unser Fach begeistern.“

Ein paar Tage hat Dr. Hessenmöller schon vor offiziellem Start in Bayreuth verbracht. Und traf, so erzählt sie, auf ein hoch mo­tiviertes Team mit kritischem Blick und Wunsch nach Veränderung, Engagement und nach Wertschätzung für das bisher Er­reichte. Hier will sie ansetzen. Teamarbeit, ein Miteinander aller Berufsgruppen im In­teresse der Patienten sieht sie dabei als tragende Säulen. Ihr Ziel ist eine moder­ne Kinder- und Jugendpsychiatrie geprägt von Respekt, einer aktiven Teilhabe der Patienten und deren Bezugssystem am Therapieprozess. Sehr wichtig sei ihr der Kinderschutz innerhalb und außerhalb der Klinik. „Kinderschutz ist und bleibt immer Chefsache.“ Hier liegt es ihr am Herzen, das vorhandene Schutzkonzept weiterzu­entwickeln, um die Kinder- und Jugend­psychiatrie zu einem sicheren und nicht angstbesetzten Ort zu machen.

Chancen sieht Dr. Hessenmöller auch in der Digitalisierung. Neben der Behandlung in Präsenz möchte sie auch die Möglichkeit der Videosprechstunden nutzen. Per Video will sie auch die Vernetzung der Außenstel­len weiter optimieren.

Wohnortnahe Versorgung von Patienten, Ambulantisierung – für Hessenmöller ist das der Weg in die Zukunft einer moder­nen Kinder- und Jugendpsychiatrie. Weiter ausbauen möchte sie die Transitionstation. „Die Adoleszenz ist eine besonders vulne­rable Phase. Die Mehrzahl aller psychi­schen Erkrankungen, die über die gesamte Lebensspanne auftreten, beginnen bereits im Jugend- und frühen Erwachsenenalter.“ Den ersten Kontakt mit den Kollegen in Kutzenberg hat Dr. Hessenmöller als kol­legial und vom Wunsch nach Zusammen­arbeit geprägt empfunden.

Zusammenarbeit – das ist ihr Stichwort. Auch bei der Vernetzung mit niedergelas­senen Kollegen, mit den Jugendämtern. „Wir brauchen Personal, motivierte Mitar­beiter und die Politik, vor allem aber einen langen Atem.“

Die größte Herausforderung sieht Kerstin Hessenmöller im anstehenden Klinikneu­bau. Auch hier betont sie, dass dies nur im Team gelingen kann, in enger Zusam­menarbeit mit allen Berufsgruppen auf Au­genhöhe. In einer guten Zusammenarbeit eben.

Bezirkstagspräsident Henry Schramm gab ihr zum Start ein Versprechen: "Ich danke von ganzem Herzen für das, was Sie tun - der Bezirk ist an Ihrer Seite."